Theaterwerkstatt ZEITWOHLSTAND Tag 2

Aus der Hauptzentrale der „Polizisten im Kopf“:

„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“

„Erst die Arbeit, dann das vergnügen.“

„Schlafen kannst du auch wenn du tot bist.“

„Nur wer arbeitet darf essen. Lieber Gott, lass uns das nicht vergessen.“

„Der Klügere gibt nach.“

Wir sind überrascht, was in Redewendungen alles drin steckt bzw. woher diese kommen, wie tief diese in uns verankert sind und wie sehr sie unser jetziges Leben leiten.

Mit der Methode „Polizisten im Kopf“ versuchen wir unsere inneren Stimmen zu sortieren und auf die Bühne zu stellen, um herauszufinden wer oder was uns daran hindert, das zu tun was wir wollen….und stellen fest, dass das oft weitgetragene, tiefliegende Mitbringsel unserer fernen und nahen Verwandten, unserer Umgebung und unserer kulturellen Prägung sind:

Eigentlich will ich in Gemeinschaft leben und tatsächlich sitze ich hier vor dem Laptop…und da rumort, gurrt, lockt, schnarrt und flüstert es…die Stimmen der Polizisten:

„In Gemeinschaft musst du nur Kompromisse eingehen…du willst dich doch gar nicht anpassen!“

„ Zieh dein Ding durch und geh deinen eigenen Weg, ist doch völlig egal was andere sagen!“

Kennen wir nicht alle die „Polizisten im Kopf“, die uns immer und ständig verfolgen?

Könnte es vielleicht sein, dass sie schrumpfen, weniger aufdringlich oder gar unsere Freunde werden, wenn wir ihnen entschlossen in die Augen blicken oder liebevoll begegnen, wenn wir klare Entscheidungen treffen und uns selbst vertrauen?

Eigentlich beginnt unser Stück schon hier und jetzt und Zuschauer hätten bestimmt schon einiges in unserer Gruppendynamik zu entdecken…denn da begegnen wir Zeitdruck, Entscheidungsschwierigkeiten und fragen uns, ob auch hier Regeln, Systeme und durchstrukturierte Pläne uns dabei helfen könnten in recht kurzer Zeit das Bestmögliche herauszusaugen.

Und zwischendurch lachen, schwitzen und tanzen wir, füllen unsere Bäuche mit köstlichem Essen und strecken unsere Nase in die kühle Spätsommerluft.

Nach Tag zwei haben wir die allgegenwärtigen Begriffe Zeit, Zeitwohlstand und Zeitnotstand, Gegenwartsschrumpfung, Geld, Gemeinschaft und noch vieles mehr durcheinander gewürfelt, gestapelt, in Bilder gepackt und in unseren Köpfen jongliert….dennoch wollen auch wir mehr: Wir wollen noch ein Stück entwickeln, Texte diskutierend durchforsten, kreative Postkarten gestalten, einen gewaltfreien Kommunikationsworkshop anbieten, musizieren, Feuer machen, Brombeeren pflücken und …und…und…und Zeit für uns selber haben.

Kann uns jemand von euch ein dickes fettes Paket voller Zeit schicken?

Es würde sich die Generation der schrecklich-schönen vielen Möglichkeiten riesig freuen.